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Informationen für Eltern in Fällen von Mobbing und Cybermobbing

In unserer Webinarreihe „Was kann ich als Elternteil gegen Mobbing und Cybermobbing tun?“ sprechen wir darüber, was Cybermobbing ist und wie es sich vom klassischen Mobbing unterscheidet. Es wird auch erläutert, welche relevanten Rollen und Phasen es in Mobbingfällen gibt, wie man als Elternteil agieren sollte und welche Folgen Mobbing haben kann. Zudem wird thematisiert, welche Anzeichen zu beachten sind und welche Handlungsmöglichkeiten es für Eltern gibt, wenn das Kind gemobbt wird oder anderweitig in einen Mobbingfall involviert ist. Abschließend werden wir uns mit Präventionsmaßnahmen beschäftigen und erklären, warum es wichtig ist, zu Hause einen positiven Normen- und Werterahmen zu etablieren.

Wie können Eltern Cybermobbing vorbeugen?

Im ersten Teil unserer Webinarreihe „Was kann ich als Elternteil gegen Mobbing und Cybermobbing tun?“ wollen wir uns mit den wesentlichen Unterschieden zwischen Mobbing und Cybermobbing auseinandersetzen. Die Unterschiede und die verschiedenen Anzeichen zu erkennen ist wichtig um entsprechend gut handeln zu können.

Was ist eigentlich Mobbing?

Zunächst einmal müssen wir den Begriff „Mobbing“ definieren. Mobbing zeichnet sich im Grunde durch die folgenden drei Faktoren aus:

  1. Schädigungsabsicht: Hierbei handelt es sich um den ersten Faktor. Es muss einen Täter oder eine Täterin geben, die mit voller Absicht versuchen, einer anderen Person Schaden zuzufügen. Dies muss nicht unbedingt nur aus Bösartigkeit geschehen, sondern kann vielleicht durch einen vorangegangenen Konflikt oder einfach aus Triebbefriedigung resultieren.
  2. Wiederholung: Der zweite Faktor ist der Aspekt der Wiederholung. Ein einmaliger Konflikt zwischen Schülerinnen und Schülern macht noch kein Mobbing aus. Von Mobbing sprechen wir ab dem Moment, in dem sich solche Angriffe und Konfliktsituationen wiederholen und über einen längeren Zeitraum bestehen.
  3. Machtungleichgewicht: Der dritte und letzte Faktor ist der Aspekt des Machtungleichgewichts. Dieses besteht, wenn sich eine Gruppe auf eine einzelne Person fokussiert oder wenn eine einzelne Person mit höherem sozialem Einfluss eine weniger beliebte Person oder eine Person mit weniger sozialen Anbindungen angreift.

Was ist der Unterschied zwischen Mobbing und Cybermobbing?

Der Unterschied zwischen Mobbing und Cybermobbing ist nur schwer zu erkennen. Das Internet und die sozialen Netzwerke sind für die meisten Kinder und Jugendlichen längst feste Bestandteile des Lebens. Wir sprechen von Cybermobbing, sobald ein elektronisches Medium in die Kommunikation involviert ist.

Der größte Unterschied besteht darin, dass die Reichweite des Cybermobbings weit über den direkten Kontext hinausgeht, in dem es stattfindet. Durch das Internet und das dadurch bedeutend größere Publikum kann die Machtverteilung leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Es ist schwierig nachzuvollziehen, wer Nachrichten oder Medien weitergegeben hat und bei wem sie ankommen. Das führt zu einer viel schnelleren Ausbreitung und macht es umso schwieriger, die Mobbingattacken einzudämmen.

Des Weiteren sind Rückzugsorte, in denen sich das Opfer sicher fühlen kann, nicht mehr wirklich gegeben, da sich die Mobbingattacken nicht mehr ausschließlich auf einen Ort (z.B. Schule, Sportverein usw.) beschränken, sondern durch den permanenten Zugang zum Internet jederzeit möglich sind. Daher ist es für das Opfer schwerer, sich gegen die Angriffe zur Wehr zu setzen. Zudem kommen die Emotionen des Opfers und die Auswirkungen bei den Angreifern häufig nicht an, was sie dazu verleitet, weiterzumachen.

Außerdem gewährt das Internet ein hohes Maß an Anonymität, wodurch sich die Täter oftmals weniger verantwortlich fühlen. Die Hemmschwelle jemanden zu attackieren ist dadurch deutlich geringer.

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In fast allen Mobbingfällen, die uns in unserer Arbeit begegnen, sind digitale Medien beteiligt, daher ist eine Unterscheidung zwischen Mobbing und Cybermobbing wenig hilfreich. Aus diesem Grund sprechen wir generell von Cybermobbing. Durch die sozialen Medien schaffen die Kinder und Jugendlichen einen Raum, zu dem Erwachsene keinen oder nur begrenzten Zugang haben. So entstehen dort eigene Werte- und Normenrahmen, die sich oftmals in eine dissoziale Richtung entwickeln und die von außen weder sichtbar noch kontrollierbar sind. Folgende Aspekte sind bei (Cyber-)Mobbing besonders problematisch:

  1. Die Reichweite geht weit über den direkten Kontext hinaus (Großes Publikum): Beleidigungen können auch nach dem Unterricht über Social-Media-Plattformen verbreitet oder für ein großes Publikum veröffentlicht werden. So kann es sein, dass ein Foto in weniger als einem Tag an praktisch alle Schülerinnen und Schüler einer Schule verschickt wird. Das Verheerende dabei: Was einmal online zugänglich war, kann nicht mehr zuverlässig gelöscht werden.
  2. Hoher Grad an Anonymität: Die Täterinnen und Täter können sich hinter einem Pseudonym oder einem Fake-Profil verstecken und behalten so einen hohen Grad an Anonymität. Da sie sich dadurch auch seltener mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert sehen, sind die Hemmungen, einen Mobbingangriff auszuführen, eher gering.
  3. Rückzugsorte gehen verloren: Während Mobbing früher primär in der Schule stattgefunden hat und die Betroffenen zu Hause ihre Ruhe hatten, gibt es durch die digitale Kommunikation keinen Rückzugsort bzw. Schutzraum mehr.
  4. Emotionen und Auswirkungen der Betroffenen nicht sichtbar: Die Folgen und die Reaktion der betroffenen Person sind für die Täterinnen und Täter nicht unmittelbar sichtbar

Welche Rollen und Phasen gibt es bei einem Mobbingfall?

Im zweiten Teil unserer Webinarreihe “Was kann ich als Elternteil gegen Mobbing und Cybermobbing tun?” befassen wir uns mit den verschiedenen Rollen, die Schüler*innen und Lehrer*innen in einem Mobbingfall einnehmen können, sowie mit den unterschiedlichen Phasen, die ein Mobbingfall durchläuft. Gemeinsam schauen wir, wann und wie es möglich ist einzugreifen.

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Die klassischen Rollen in einem Mobbingfall sind natürlich die des Täters oder der Täterin und des Opfers. Der Täter oder die Täterin plant und initiiert Angriffe auf eine Person, wodurch diese in die Rolle des Opfers gedrängt wird. Das Opfer ist demnach das Ziel der Angriffe und der Leidtragende der Situation.

Eine weniger bekannte Rolle ist die des potenziellen Verteidigers oder der Verteidigerin. Diese Personen verspüren beim Beobachten des Mobbings ein schlechtes Gewissen und möchten dem Opfer gerne helfen.

Eine weitere Rolle ist die des Verstärkers oder der Verstärkerin. Diese Personen tragen durch passives Verhalten zum Leid des Opfers und zum Angriff des Täters oder der Täterin bei, indem sie beispielsweise lachen oder unterstützende Kommentare abgeben. Oft geht es Verstärkerinnen und Verstärkern nicht primär darum, dem Opfer Leid zuzufügen, sondern sie versuchen, sich selbst zu schützen, indem sie die Mobbingattacken unterstützen.

Die letzte relevante Rolle sind die Assistentinnen und Assistenten. Sie bewegen sich im direkten Umfeld des Täters oder der Täterin und unterstützen diese durch aggressive Verhaltensweisen gegenüber dem Opfer. Sie sind also aktiv am Mobbing beteiligt und bieten dem Täter oder der Täterin Rückendeckung.

Phasen des Mobbings

Diese Rollen lassen sich in verschiedene Phasen eines Mobbingfalls einteilen: Die Testphase, die Konsolidierungsphase und die Manifestationsphase.

Testphase

In der Testphase prüft der oder die Verantwortliche, welche Person oder Personen sich als Opfer eignen und wie die Gruppe oder Klasse darauf reagiert, wenn diese Person angegriffen wird. Dies ist die Phase, in der Mobbing am besten verhindert werden kann und für die wir Schüler*innen in unserer Heldenakademie sensibilisieren. Wenn sich die betroffene Person in der Testphase effektiv wehren kann, sich die Gruppe hinter das Opfer stellt und klarstellt, dass Mobbing in der Gruppe nicht geduldet wird, oder eine Lehrkraft einschreitet, kann der Mobbingangriff oft schnell beendet werden. Findet sich jedoch ein Opfer, bei dem die Gruppe kein Problem damit hat, dass es gemobbt wird, oder sogar mitmacht, kommt es zur Konsolidierungsphase.

Die Konsolidierungsphase

Die zweite Phase ist die Konsolidierungsphase. In dieser Phase positioniert sich jedes Mitglied der Klasse innerhalb des Mobbingprozesses. Es gibt bereits potenzielle Verteidiger, die das Geschehen beobachten und erkennen, dass das, was passiert, nicht richtig ist. Täter und Täterinnen sammeln in dieser Phase auch ihre Unterstützer, das heißt, sie suchen sich ihre Assistenten und schauen, wer ihre Handlungen gut findet und ihnen eine Bühne bietet. Zudem wird das Mobbing offensichtlich. Es gibt also eine Person, die regelmäßig im Konflikt steht und es kommt zu regelmäßigen Auseinandersetzungen. Der Leidensdruck wird offensichtlich und das Opfer kann aus seiner Situation nicht mehr so gut herauskommen.

Potenzielle Verteidiger und Verteidigerinnen nehmen das wahr und würden gerne handeln. Im besten Fall gibt es viele Verteidiger und Verteidigerinnen, die gemeinsam mit den Lehrkräften einen Handlungsplan erarbeiten, um noch einzugreifen. Denn in dieser Phase ist das Eingreifen noch möglich und schwerste Auswirkungen von Mobbing können noch verhindert werden. Dies könnte geschehen, indem Taten des Täters oder der Täterin im Moment kritisiert und thematisiert werden und der Prozess für alle Beteiligten sichtbar gemacht wird.

Fazit: Ein Mobbingfall an der Schule

In einem Mobbingfall sind immer verschiedene Rollen vertreten: Täter, Opfer, potenzielle Verteidiger, Verstärker und Assistenten. Ein Mobbingfall lässt sich in die drei Phasen Testphase, Konsolidierungsphase und Manifestationsphase einteilen. Das Eingreifen während der Test- oder der Konsolidierungsphase ist am wirksamsten, um Mobbing zu verhindern oder schnellstmöglich zu beenden. In der Manifestationsphase sind auf allen Seiten bereits starke Emotionen im Spiel, was das Beenden des Mobbings erschwert. Gelingt es dennoch, geht eine solche Klasse oft gestärkt aus der Situation hervor und es kommt zu keinen weiteren Mobbingattacken, weil die Klasse nun die Mechanismen kennt. Eine solche Situation zu erschaffen, erfordert Fachleute und stellt für uns immer wieder eine große Herausforderung dar.

Wie erkenne ich, ob mein Kind von Mobbing betroffen ist?

Im dritten Teil unserer Webinarreihe “Was kann ich als Elternteil gegen Mobbing und Cybermobbing tun?” geht es um die Frage, wie ich als Elternteil erkennen kann, ob mein Kind von Cybermobbing betroffen ist und welche langfristigen Folgen Mobbing haben kann. Eltern müssen eine gute Kommunikation mit ihren Kindern pflegen, um zu erkennen, ob diese von Cybermobbing betroffen sind. Erste Anzeichen können sein, dass sie sich zurückziehen oder nicht mehr über ihr Schulleben sprechen möchten. Hier kann man bereits davon ausgehen, dass zumindest ein Konflikt in der Schule besteht oder dass etwas nicht richtig läuft.

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Ein weiteres Anzeichen für mögliches Mobbing oder Konflikte in der Schule kann sein, dass Ihr Kind die Schule meiden möchte oder über Bauch- oder Kopfschmerzen klagt. An dieser Stelle ist es wichtig, diese Beschwerden nicht als Vorwand abzutun, sondern sie ernst zu nehmen, da es sich um reale Symptome psychischen Stresses handeln kann. Versuchen Sie, mit Ihrem Kind darüber zu sprechen, warum es diese Symptome hat und ob vielleicht etwas in der Schule vorgefallen ist, um eventuell Informationen über einen Konflikt oder einen Mobbingfall zu erhalten. Es ist auch sinnvoll, die Freunde des Kindes mit einzubeziehen, also einmal nachzufragen, wie sie den möglichen Vorfall sehen oder sich verhalten haben. Denn diese können die besten potenziellen Verteidiger in einem Mobbingfall für Ihr Kind darstellen. Auch eine Verschlechterung der schulischen Leistungen kann ein Anzeichen für soziale Probleme in der Schule sein.

Was sind die Folgen von Mobbing?

Mobbing (oder Cybermobbing) kann gravierende Auswirkungen auf die Betroffenen haben, da es enormen psychischen Stress auslöst und langfristige Schäden wie Depressionen, Angstzustände, Essstörungen oder aggressives Verhalten verursachen kann. Gerade deshalb sollten Sie Ihre Kinder beobachten und offen mit ihnen über mögliche Konflikte sprechen und ein Umfeld schaffen, in dem die Kinder das Gefühl haben, dass sie offen und ehrlich kommunizieren können, um Prävention zu leisten. Wenn es zu Symptomen kommt, sollte man so schnell wie möglich handeln, um Schäden zu vermeiden.

Was kann ich tun, wenn mein Kind möglicherweise gemobbt wird?

Betroffenen von Mobbing oder Cybermobbing fällt es häufig schwer, sich anderen mitzuteilen, da ihr Selbstwertgefühl durch die andauernde Schikane nachhaltig beschädigt ist, sie sich selbst die Schuld geben und aus Scham niemandem davon erzählen. Somit kann es sein, dass Sie als Eltern zunächst gar nicht mitbekommen, dass Ihr Kind gemobbt wird.

Erste Warnzeichen können das Meiden von Schule, Mitschülern und Freunden sein, ebenso wie vermehrter Rückzug, häufiges Klagen über Kopf- und/oder Bauchschmerzen, sowie das Absinken der schulischen Leistungen. Die langfristigen Folgen von Mobbing und Cybermobbing an der Schule reichen bis hin zu Depressionen, Angstzuständen, Essstörungen und vermehrter Aggressivität.

Sollten Sie diese Merkmale bei Ihrem Kind feststellen, ist es ratsam, das Gespräch mit ihm zu suchen und sich als Vertrauensperson anzubieten, zu der Ihr Kind jederzeit kommen kann, drängen Sie jedoch Ihre Unterstützung nicht auf. Dabei kann auch das Teilen von eigenen Mobbingerfahrungen einen möglichen Zugang für Ihr Kind eröffnen.

Wenn sich Ihr Kind Ihnen gegenüber öffnet, ist es von großer Wichtigkeit, dass Sie es ernst nehmen und ihm das Gefühl vermitteln, nicht allein zu sein. Sätze wie: „Warum hast du dich denn nicht gewehrt?“ sollten dabei vermieden werden, um die meist ohnehin vorhandenen Schuld- oder Schamgefühle nicht zu verstärken. Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass die Schuld auf keinen Fall bei ihm liegt, und stärken Sie es in seinem Selbstvertrauen.

Sollte Ihr Kind Ihnen konkrete Namen der Täter anvertrauen, vermeiden Sie es, diese oder deren Eltern selbst zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist zwar verständlich, dass Sie Ihr Kind in Schutz nehmen möchten, die Eltern eines Täters oder einer Täterin wollen dies jedoch meist ebenfalls und blocken oftmals jegliche Vorwürfe ab. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass die Position Ihres Kindes noch weiter geschwächt wird, wenn die Täter bemerken, dass es seine Eltern vorgeschickt hat.

Wenden Sie sich stattdessen an die Schule, sprechen Sie mit Lehrkräften, Vertrauenslehrern, Schulsozialarbeitern oder wenden Sie sich an schulpsychologische Beratungsstellen. Suchen Sie das Gespräch mit der Klassenleitung und informieren Sie diese über die Situation. Es ist von großer Wichtigkeit, dass das Mobbing in der Schule ernstgenommen und unterbunden wird, da sonst ein dissozialer Normen- und Werterahmen entsteht, in dem Mobbing geduldet wird. Darüber hinaus ist es ratsam, alles zu dokumentieren und Beweise zu sammeln, wie beispielsweise Screenshots von Chatverläufen oder Social-Media-Posts, in denen Ihr Kind angegriffen wird. In vielen Fällen steigern sich die Angriffe auf die Betroffenen mit der Zeit. Kommt es dabei zu Körperverletzung oder Sachbeschädigung, ist es sinnvoll, die Polizei hinzuzuziehen.

Was kann ich tun, wenn mein Kind andere Kinder mobbt oder Opfer von Mobbing ist?

Im vierten Teil unserer Webinarreihe „Was kann ich als Elternteil gegen Mobbing und Cybermobbing tun?“ behandeln wir die Frage, was ich als Elternteil tun kann, wenn mein Kind in einen Mobbingfall involviert ist und wie ich damit umgehen sollte.

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Positiven Normen- und Werterahmen zu Hause etablieren

Der Schlüssel zum Aufbau einer positiven und gesunden Beziehung zu Ihrem Kind zu Hause ist es, positive Werte zu setzen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Besonders in der Prävention von Mobbing ist es enorm wichtig, einen positiven Normen- und Werterahmen zu Hause zu etablieren, offen für Feedback zu sein, dem Kind zuzuhören und ihm Unterstützung und Anleitung zu geben. Es ist essenziell, ein Umfeld zu schaffen, in dem Ihr Kind offen über sensible oder beschämende Themen sprechen kann. Eine solche Umgebung, in der sich Ihr Kind gehört und unterstützt fühlt, kann es ihm erleichtern, seine Probleme und Emotionen zu kommunizieren. Dies sorgt dafür, dass Ihr Kind Ihnen vieles anvertraut und Sie viel aus seinem Leben mitbekommen. Demzufolge ist es für das Kind leichter, bei einem Konflikt in der Schule das Gespräch mit Ihnen zu suchen, und Sie können einfacher und schneller eingreifen.

Nehmen Sie Ihr Kind ernst

Es ist zudem enorm wichtig, Ihr Kind ernst zu nehmen, wenn es mit solchen Problemen auf Sie zukommt. Das durch offene Kommunikation aufgebaute Vertrauen könnte brechen, wenn Sie ihm nicht glauben. Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass Sie ihm glauben und dass Sie ihm helfen und Unterstützung bieten werden. Vermeiden Sie es, Ihr Kind eines Fehlverhaltens zu beschuldigen oder Annahmen über sein Verhalten oder die Situation zu treffen, bevor Sie ihm zuhören und Ihre Unterstützung anbieten. Es ist ebenfalls wichtig, Ihr Kind nicht dafür verantwortlich zu machen, dass es in einen Konflikt involviert ist, Mobbing erfahren hat oder sich nicht früher Hilfe gesucht hat. Auch wenn das häufig nicht leicht ist, sollten Sie die Dinge nicht selbst in die Hand nehmen oder im Umgang mit Mobbing-Vorfällen allein handeln. Es ist nicht ratsam, sich direkt an die Eltern des Täters oder der Täterin zu wenden, da dies zu zusätzlichen Konflikten führen und die Situation weiter eskalieren könnte.

Welche Rolle spielt die Schule bei der Bekämpfung von Cybermobbing?

Eltern sollten ihre Kinder auch ermutigen, ihre Stimme zu erheben und Hilfe von einem Lehrer, Betreuer oder anderen Schulbehörden in Anspruch zu nehmen, wenn sie in der Schule Mobbing ausgesetzt sind. Es ist jedoch nicht immer einfach für Kinder, Erwachsenen zu vertrauen, da sie oft Angst haben oder nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Kinder fürchten oft, dass, wenn sie mit einer Lehrkraft über die Mobbingsituation sprechen, andere involvierte Mitschüler darüber informiert werden, was sie der Lehrkraft erzählt haben. Eine Möglichkeit für Sie als Eltern wäre, mit der Lehrkraft über die Situation zu sprechen und sich auch nach einigen Wochen über die Lage und Stimmung in der Klasse zu erkundigen. Wenn Sie an dieser Stelle nicht weiterkommen, kann es sinnvoll sein, sich externe Hilfe zu suchen, denn ein Mobbingfall kann auch für die Eltern eine psychische Belastung darstellen. Deshalb ist es wichtig, bei Cyber-Mobbing Unterstützung zu suchen, um ein starkes Unterstützungssystem aufzubauen.

Tipps für Eltern, wenn ihr Kind an einem Mobbing-Fall beteiligt ist

Sollten Sie den Verdacht hegen, dass Ihr Kind bei einem Mobbingfall die Täter*in ist oder wenn dieser Vorwurf an Sie herangetragen wird, sollten Sie unbedingt das Gespräch mit Ihrem Kind suchen. Auch wenn man als Eltern das eigene Kind schützen möchte, ist es von größter Bedeutung, hier nicht wegzusehen und zu prüfen, inwiefern die Anschuldigungen oder der Verdacht zutreffen.

Sollte sich herausstellen, dass Ihr Kind tatsächlich Täter*in ist, versuchen Sie den Grund dafür herauszufinden. In vielen Fällen ist beispielsweise der oder die Täter*in in einem anderen Kontext selbst Opfer. Auch die familiäre Situation oder der Freundeskreis können hier Anhaltspunkte bieten. Hinterfragen Sie dabei auch sich selbst kritisch und sprechen Sie mit Ihrem Kind sowie Personen aus dessen Umfeld.

Es ist vor allem wichtig aufzuzeigen, welche Folgen das Verhalten Ihres Kindes für die betroffene Person hat. Darüber hinaus ist es ratsam, die Klassenleitung zu kontaktieren, um die Situation besser einschätzen zu können und gemeinsam eine Lösung zu finden. Die Lehrperson kann ihre persönliche Wahrnehmung schildern und somit einen anderen Blickwinkel auf die Situation bieten. Darüber hinaus kann auch die Schulleitung informiert werden und es können Präventionsangebote der Schule genutzt werden, wie beispielsweise unsere Heldenakademie. Dadurch kann gezielt durch geschulte pädagogische Fachkräfte mit der gesamten Klasse gearbeitet werden, da Mobbing immer ein Gruppenphänomen ist.

Wie etabliere ich einen guten Normen- & Werterahmen in meiner Familie?

Im fünften Teil unserer Webinarreihe „Was kann ich als Elternteil gegen Mobbing und Cybermobbing tun?“ geht es darum, die Frage zu klären, wie ich überhaupt einen positiven Normen- und Werterahmen in meiner Familie etablieren kann, um so die bestmögliche Prävention für mein Kind oder meine Kinder zu leisten. Wie bereits im letzten Teil der Webinarreihe erwähnt wurde, ist das Etablieren eines positiven Normen- und Werterahmens zu Hause eine der wichtigsten Präventivmaßnahmen gegen Mobbing, die ich als Elternteil leisten kann.

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Wachsen Kinder mit einem solchen Werterahmen auf, tragen sie diesen auch in der Schule weiter und sind deutlich sensibler, wenn es zu sozialen Ungerechtigkeiten wie Mobbing kommt und reagieren gegebenenfalls auch anders darauf. Eltern haben eine Autorität, die mit Verantwortung einhergeht und ernstgenommen werden sollte. Eltern sollten nicht von den Lehrkräften erwarten, dass diese allein sich um die Etablierung wichtiger und prosozialer Werte kümmern, sondern sollten zusammen mit der Schule als Team zusammenarbeiten, um die Bildung eines positiven Normen- und Werterahmens zu gewährleisten.

Autorität muss nicht übermächtig oder übergriffig sein, sondern Eltern sollten ihren Kindern vorleben, wie Konflikte vernünftig gelöst werden können ohne Beleidigungen, Lästereien oder körperliche Gewalt, denn Kinder übernehmen, ob bewusst oder unbewusst, solches Verhalten, weil sie den Eindruck bekommen, dass es in Ordnung ist, über andere Personen zu lästern oder sie zu beleidigen.

Es ist wichtig, eine positive Feedback-Kultur zu schaffen, in der Aggressionen, Scham und andere Gefühle akzeptiert werden und einen Platz haben. Eltern sollten ihren Kindern erlauben, über alle Gefühle sprechen zu dürfen. Außerdem sollten Eltern offen sein und ihren Kindern auch ihre Gefühle offen mitteilen, zum Beispiel wenn sie traurig sind oder einen schlechten Tag haben. Durch diese Offenheit lernen Kinder auch offen und ehrlich über ihre eigenen Gefühle zu sprechen.

Es ist auch sinnvoll, den Kindern zu Hause Verantwortung zukommen zu lassen. Ein Beispiel dafür ist, sich als Familie zusammenzusetzen und gemeinsam Regeln für das Zusammenleben aufzustellen, sodass jeder einbezogen und verantwortlich ist. Dadurch wird das Selbstbewusstsein gestärkt und eine positive Atmosphäre im Haushalt aufrechterhalten. Diese Art von Verantwortung zu haben kann enorm wichtig für ein Kind sein, da viele Kinder es gewohnt sind, dass allein die Eltern oder Lehrkräfte die Regeln aufstellen und sie diese einfach akzeptieren müssen.

Fazit: So schützen und helfen Sie Ihrem Kind bei Cybermobbing

Versuchen Sie einen positiven Normen- und Werterahmen vorzuleben

Es ist wichtig, dass Sie sich als Eltern klar machen, was für Sie ein positiver Normen- und Werterahmen bedeutet. Dieser sollte nach dem Grundprinzip ausgerichtet sein, dass jede*r so respektiert wird, wie er oder sie ist. Diese Etablierung kann letztendlich nur über eine Haltung geschehen.

Beziehen Sie die Kinder in die Entscheidungen ein

Erziehung kann auf zwei Arten funktionieren: Entweder es werden Regeln vorgegeben, die eingehalten werden müssen und ansonsten folgen Konsequenzen. Oder es gibt die Möglichkeit an das gute Gewissen der Kinder zu appellieren, dass diese bereits in ihrer Selbstbestimmtheit wissen, was gut ist und was nicht. Unserer Erfahrung nach liegt der Ansatz dazwischen: Natürlich ist ein Regelwerk notwendig, um den Normen- und Werterahmen positiv zu gestalten, aber es geht auch darum, Kindern Verantwortung zu geben und ihnen eine gewisse Entscheidungskompetenz zuzuschreiben.

Geben Sie Ihren Kindern Verantwortung

Je mehr Kindern zugetraut wird und sie in ihrer intrinsischen Motivation gefördert werden, desto mehr sind sie auch bereit, von sich aus aktiv zu einem positiven Normen- und Werterahmen beizutragen.