Zwei junge Frauen mit Megafon auf gelbem Hintergrund. In der Mitte Schriftzug

Autorität als Lehrkraft

10. November 2023

Lehrerin steht vor Tafel.

Stell dir vor, du betrittst dein Klassenzimmer und wirst mit einem respektvollen “Guten Morgen” begrüßt. Die Schülerinnen und Schüler sitzen auf ihren Plätzen, bereit zum Lernen, und schauen dich erwartungsvoll an. Klingt das wie eine Utopie? Das muss nicht so sein. In diesem Blogartikel werden wir uns mit dem Konzept der Autorität in der Schule beschäftigen, insbesondere in der Lehrer-Schüler-Beziehung.

“Die Jugend hat gar keinen Respekt mehr!”

“Damals herrschte noch Zucht und Ordnung!”

“Wir hätten uns sowas gar nicht getraut!”

Die traditionelle Vorstellung von Autorität von Lehrkräften ist heutzutage stark untergraben worden. Respektloses und gewalttätiges Verhalten von Schülern nimmt auch gegenüber Lehrkräften zu. Strenge und Härte scheint dabei nicht mehr zu helfen, sondern befeuert die Respektlosigkeit oft noch. Wie können wir dennoch eine gesunde Autorität wiedererlangen?

Die traditionelle Autorität

Um neue Wege einzuschlagen, müssen wir zunächst betrachten, wie sich das Verständnis von Autorität im Laufe der Zeit entwickelt hat. Dazu machen wir eine Zeitreise zurück ins Kaiserreich.

Damals standen Lehrerkräfte stolz vor der Kreidetafel und verkündeten das Wissen der Welt. Schülerinnen und Schüler mussten parieren und aufmerksam zuhören, während der Lehrer sein Wissen kundtat. Diese Form der Autorität war geprägt von Strenge und Respekt vor dem Lehrenden.

Schulklasse im Kaiserreich.

Im deutschen Kaiserreich (1871-1918) wurde die Schule zum Instrument der staatlichen Autorität. Der Kaiser hatte das Sagen, und seine Befehle reichten bis ins Klassenzimmer. Lehrerinnen und Lehrer waren dazu verpflichtet, die Werte und Normen des Kaiserreichs zu vermitteln. Diese Zeit war geprägt von disziplinierter Autorität, die von oben verordnet wurde.

Traditionell wird Autorität oft als eine Form der Macht verstanden, die eine Person, Gruppe oder Organisation hat, um Einfluss auf andere zu nehmen. In der Schule hat der Lehrer aufgrund seines Berufs die Autorität, seinen Schülern Anweisungen zu geben. Aber ist das wirklich alles, was Autorität ausmacht?

Die natürliche Autorität

Hierbei haben Lehrer:innen nicht aufgrund ihrer Position Autorität, sondern aufgrund ihrer Kompetenz und ihres Einfühlungsvermögens. Es geht darum, die Schüler zu motivieren und zu inspirieren, anstatt sie zu kontrollieren.

Ein indigener Häuptling.

Natürliche Autorität basiert auf einer Kombination von Faktoren, darunter Fachwissen, pädagogische Fähigkeiten und die Fähigkeit, eine positive Beziehung zu den Schülern aufzubauen. Ein Lehrer, der sein Fachwissen und seine pädagogischen Fähigkeiten effektiv einsetzt, wird automatisch als kompetent angesehen. Gleichzeitig ist es wichtig, eine offene Kommunikation mit den Schülern zu pflegen und auf ihre individuellen Bedürfnisse und Anliegen einzugehen. Dies schafft Vertrauen und Respekt, was wiederum die natürliche Autorität stärkt.

Autorität in der Schule ist mehr als nur die Fähigkeit, Anweisungen zu geben und Regeln durchzusetzen. Es geht darum, eine natürliche Autorität zu entwickeln, die auf Respekt und Vertrauen basiert. Eine natürliche Autorität ist jemand, der von den Schülern respektiert wird, weil er sie beachtet, liebt, ernst nimmt, fördert und unterstützt. Gleichzeitig kann er sich durchsetzen und überzeugend Grenzen setzen, wenn er von der Klasse oder von einzelnen Schülern in Frage gestellt wird.

Die neue Autorität

Das Konzept der “Neuen Autorität” bietet eine innovative Perspektive auf das Thema Autorität in der Schule. Es wurde vom israelischen Psychologen und Familientherapeuten Haim Omer entwickelt und basiert nicht auf Macht und Kontrolle, sondern auf Präsenz und Beziehung.

Die “Neue Autorität” legt großen Wert auf den Beziehungsaufbau zwischen Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern. Durch den Fokus auf Vertrauen und Respekt entsteht eine positive Dynamik, die zu einem starken Gemeinschaftsgefühl führt. Ein zentraler Aspekt der “Neuen Autorität” ist die Förderung von gewaltfreien Konfliktlösungen. Schülerinnen und Schüler lernen, ihre Frustrationen und Aggressionen auf konstruktive Weise auszudrücken, was das Schulklima sicherer und friedlicher macht.

Die 7 Säulen der neuen Autorität

Dies beinhaltet die Entscheidung, anwesend zu sein und zu bleiben. Es geht darum, im guten Kontakt mit sich selbst zu sein und respektvoll, wertschätzend und gewaltfrei gegenüber anderen Personen zu sein.

Hierbei geht darum, die eigenen Reaktionen zu kontrollieren und Probleme aus einer gemeinsamen Perspektive anzugehen.

Hier geht es um die Schaffung und Pflege von Netzwerken und Bündnissen, die Unterstützung bieten können. Dies kann sowohl innerhalb einer Organisation als auch in einem breiteren sozialen Kontext geschehen.

Diese Säule betont die Bedeutung von Protest und gewaltlosem Widerstand als Mittel zur Durchsetzung von Autorität. Es geht darum, Ungerechtigkeiten anzusprechen und sich gegen sie zu wehren, ohne Gewalt anzuwenden.

Diese Säule betont die Bedeutung von Versöhnung und Beziehungspflege. Es geht darum, Konflikte zu lösen und Beziehungen zu reparieren, um eine positive und respektvolle Atmosphäre zu schaffen.

Transparenz beinhaltet offene Kommunikation und Klarheit über Entscheidungen und Handlungen. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und Rechenschaft abzulegen.

Diese Säule betont die Bedeutung von Wiedergutmachung als Teil des Prozesses der Konfliktlösung. Es geht darum, Verantwortung für Fehler zu übernehmen und Maßnahmen zur Wiedergutmachung zu ergreifen.

Vorträge zur neuen Autorität

Sie haben Interesse an einem Vortrag des Helden e.V. zum Thema Neue Autorität in der Schule? Dann kontaktieren Sie uns gerne und lassen sich von uns persönlich beraten. 

Zusammenfassung

Traditionelle Autorität

  • Traditionelle Autorität basiert auf historischen oder kulturellen Normen und Werten und ist oft in Hierarchien und Rollenverteilungen verankert.
  • “Der Lehrer hat Autorität, weil er Lehrer ist.”
  • Sie kann in bestimmten Kontexten, wie z.B. in traditionellen Gemeinschaften, sehr effektiv sein, kann aber auch als starr und unflexibel wahrgenommen werden.

Natürliche Autorität

  • Natürliche Autorität basiert auf der persönlichen Ausstrahlung und Kompetenz einer Person.
  • Natürliche Autorität wird oft durch Respekt und Anerkennung erworben, nicht durch eine formelle Position oder Rolle.
  • Sie erfordert einen respektvollen Umgang mit anderen und die Fähigkeit, seine Meinung fundiert zu äußern.
  • Natürliche Autorität entsteht durch eine Mischung von sozialen und fachlichen Kompetenzen.

Neue Autorität

  • Ein systemischer Ansatz, der für das pädagogische Feld entwickelt wurde und sich bei der Lösung von Problemstellungen in Führungs- und Leitungsaufgaben bewährt hat.
  • Sie basiert auf Prinzipien wie Präsenz, Transparenz, Beharrlichkeit und Entschiedenheit.
  • Neue Autorität betont die Bedeutung von Beziehungen und Kommunikation.
  • Neue Autorität setzt auf Stärke statt Macht und betont die Bedeutung von Empathie und Achtsamkeit.