Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche
7. Juli 2023
Die COVID19-Pandemie hat uns in den vergangenen Jahren viele Sorgen bereitet. Keine Altersgruppe blieb davon unberührt. Mittlerweile scheint das öffentliche Leben wieder einigermaßen normal zu sein. Doch besonders Kinder und Jugendliche haben noch immer mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nun eine Studie veröffentlicht, die zeigt, welche Folgen die Corona-Maßnahmen auf die Psyche von jungen Menschen hatten. 32% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland berichten, dass die Pandemie negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit hatte. Vor allem schlechtere Schulleistungen und Beziehungen zu Freunden und Familie spielen dabei eine Rolle.
Welche Lebensbereiche sind betroffen?
Social-Distancing, Schulschließungen und Isolation waren starke Eingriffe in das Leben und den Alltag. Die Auswirkungen sind vielfältig. Folgende Lebensbereiche sind besonders betroffen:
Bildung
Distanzunterricht war nicht nur für Lehrkräfte eine Herausforderung. Für viele Schüler:innen war es deutlich schwerer sich in Zoom-Videokonferenzen zu melden oder dem Unterricht zu folgen, wenn sie zu Hause am Tablet sitzen. Von technischen Problemen und Ausstattung mal abgesehen. Auch der Mangel an persönlichem Kontakt zu Klassenkameraden und Lehrkräften führte zu Motivationsproblemen.
Soziale Isolation
Gerade in sensiblen Entwicklungsphasen von Heranwachsenden ist der Kontakt zu Gleichaltrigen essenziell. Kinder und Jugendliche brauchen soziale Interaktion, um ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln und emotionale Bindungen aufzubauen. Fehlende Möglichkeiten Freunde zu treffen, Sport zu treiben oder Hobbys nachzugehen war für viele sehr belastend. Das Bedürfnis nach Verbundenheit zu anderen ist ein psychologisches Grundbedürfnis. Isolation kann zu Einsamkeit, Angst und Depressionen führen.
Veränderungen im Familienleben
Die Corona-Pandemie hat auch das Familienleben stark beeinflusst. Viele Eltern waren im Home-Office und mussten gleichzeitig ihre Kinder betreuen und beim Homeschooling unterstützen. Dies führte zu zusätzlichem Stress und Konflikten innerhalb der Familien. Dennoch gibt es auch positive Berichte davon, dass die gemeinsame Zeit zu Hause einigen Familien guttat.
Verlust von besonderen Erfahrungen
Veranstaltungen wie Abschlussfeiern, Geburtstagspartys, Ferienlager oder Konzerte waren nur sehr beschränkt möglich oder mussten komplett abgesagt werden. Auch Ausflüge in Schwimmbäder oder Freizeitparks waren nicht möglich. Nicht mal ein Picknick im Park mit der Freundesgruppe. Das alles führte zu Enttäuschung, Trauer und Wut. Besondere Erlebnisse sind prägend und bieten wichtige Lernerfahrungen für junge Menschen.
Früher war ich echt gut in der Schule. Ich bin auch wirklich gerne hin gegangen, hatte viele Freunde dort, war in einem Sportverein aktiv. Doch durch den Lockdown und die Kontaktbeschränkungen waren alle diese Sachen auf einmal weg. Der Unterricht ging zwar online weiter. Aber das war nicht das gleiche. Mir fehlte die Motivation zu lernen, meine Leistungen wurden immer schlechter und ich verbrachte die meiste Zeit mit Zocken. Ich fühlte mich immer antriebsloser und ziemlich allein
Teilnehmerin Leonie (16), über die Auswirkungen der Pandemie
Mentale Gesundheit
Die Studie der WHO zeigt, dass die schlechteren Schulleistungen und geschwächte sozialen Beziehungen zu geringerer Lebenszufriedenheit und psychischen Problemen geführt haben. Hinzu kamen Unsicherheit, Panik und die Sorge um die Gesundheit von Angehörigen. Es gab laut DAK bei Kindern und Jugendlichen einen deutlichen Anstieg von Angststörungen, Depressionen und Essstörungen. Der erhöhte Bedarf nach Therapieplätzen konnte nicht gedeckt werden, da es nicht genug Kassensitze für Psychotherapeuten gibt. Die Wartezeit auf einem Therapieplatz in Deutschland beträgt durchschnittlich ca. 5 Monate. Das kann für viele Patient:innen mit akutem Behandlungsbedarf eine qualvolle Zeit sein.
Insbesondere jugendliche Mädchen haben häufig mit den psychischen Folgen der Pandemie zu kämpfen. Auch Kinder aus weniger wohlhabenden Familien sind stärker von den negativen Auswirkungen betroffen. Das geht auch aus der Studie der WHO hervor. Soziale Unterstützung durch Freunde, Familie und Lehrkräfte zeigten sich als gute Schutzfaktoren vor psychischer Belastung.
Flucht ins Internet
Viele Menschen haben sich im Zuge des Lockdowns in virtuelle Realitäten geflüchtet. Gemeinsame online Spieleabende und Videokonferenzen waren eine gute Möglichkeit Zeit mit Freunden zu verbringen. Doch online Plattformen und soziale Medien bergen auch eine Reihe von Gefahren. Viele junge Leute erfüllen die Kriterien der neu eingeführten Diagnosen Social-Media-Sucht und „Gaming Disorder“, also Videospielsucht. Auch Fälle von Cybermobbing oder Cybergrooming häufen sich in den letzten Jahren. Wie man sich vor Cybergrooming schützen und sicherer auf Social Media bewegen kann, erfährst du in unserem Blogartikel dazu:
Wie können wir helfen?
Auch wenn die Pandemie nun überstanden scheint, sind die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche vielschichtig und werden noch lange nachklingen. Es ist wichtig, dass wir diese Zahlen ernst nehmen und angemessene Unterstützung bereitstellen. Investitionen in die Bildung, die Förderung sozialer Angebote und die Stärkung der mentalen Gesundheit junger Menschen sollten Priorität haben, um jungen Menschen eine hoffnungsvolle Zukunft zu ermöglichen. Folgende Maßnahmen können helfen, die Folgen abzumildern und bei weiteren Krisen zu schützen:
- Programme zur Stärkung eines schützenden Umfelds in der Schule, in der Familie und unter Gleichaltrigen
- Die Entwicklung des Therapiebedarfs beobachten und das Behandlungsangebot daran anpassen
- Weitere Forschung, um zu verstehen, wie psychische Gesundheit besser gefördert werden kann
- Präventions- und Interventionsprogramme an die Bedürfnisse junger Menschen anpassen
- Alter und Geschlecht zu berücksichtigen
- Verstehen, dass Familien und Gleichaltrige extrem wichtig sind, um Jugendlichen bei der Bewältigung von psychischen Problemen zu helfen
Psychisch gesund durch die Krise
Der Helden e.V. hat bereits während der Pandemie mit dem Programm „Psychisch gesund durch die Krise“ angefangen Kinder und Jugendliche zu stärken, damit sie die entstandenen Herausforderungen bewältigen können. Wir schaffen einen geschützten Raum, in dem die jungen Menschen ihre Ängste und Sorgen mitteilen, sowie wertvolle soziale und emotionale Erfahrungen mit Ihresgleichen sammeln können. Zu den Zielen dieses Programms gehören Resilienzstärkung, Selbstwirksamkeitserfahrungen und Naturerfahrungen als Ausgleich zu übermäßigem Medienkonsum. So können wir die Auswirkungen der Krise auf die psychische Gesundheit auffangen und dieser Generation ein Stück Lebensqualität zurückgeben.
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