Zwei junge Frauen mit Megafon auf gelbem Hintergrund. In der Mitte Schriftzug

Panikattacken in der Schule: Was Du wissen solltest

14. Februar 2024

Stell Dir vor, Du sitzt im Klassenzimmer, alles scheint normal zu sein, und plötzlich, ohne jede Warnung, fühlt sich Dein Herz an, als würde es aus der Brust springen. Deine Hände werden schweißig, Du bekommst kaum Luft, und alles um Dich herum scheint sich zu drehen. Du fragst Dich vielleicht, was mit Dir los ist. Das könnte eine Panikattacke sein – ein intensives Gefühl von Angst oder Terror, das plötzlich auftritt und oft ohne ersichtlichen Grund.

Person streckt eine bunte Hand abwehrend in die Kamera.

Was ist eine Panikattacke?

Eine Panikattacke ist eine plötzliche Welle von überwältigender Angst und Besorgnis. Sie kann körperliche Symptome wie Herzrasen, Zittern, Kurzatmigkeit, Übelkeit oder ein Gefühl der Derealisation (das Gefühl, dass die Umgebung nicht real ist) mit sich bringen. Wichtig zu wissen ist, dass Du nicht allein bist. Viele Menschen erleben irgendwann in ihrem Leben Panikattacken, besonders in stressreichen Umgebungen wie der Schule.

Angst ist eine natürliche Reaktion des Körpers, die uns schützen soll. Ein Überlebensmodus sozusagen. Manchmal kommt der Körper aber in diesen Modus, obwohl gar keine Gefahr besteht. Wenn das oft passiert, muss das Gehirn erst wieder lernen, dass bestimmte Situationen gar nicht gefährlich sind.

Warum in der Schule?

Die Schule kann aus verschiedenen Gründen ein Auslöser für Panikattacken sein. Der Druck, gute Noten zu bekommen, Angst vor Prüfungen, soziale Ängste oder sogar der Gedanke, eine Präsentation vor der Klasse halten zu müssen, können überwältigend sein. Manchmal gibt es keinen offensichtlichen Grund, und eine Panikattacke kann scheinbar aus dem Nichts auftreten.

Gemälde "Der Schrei" von Edvard Munch in bunten Farben.

Wie erkenne ich Panikattacken bei anderen?

Lautes schreien, wegrennen und weinen sind es meistens nicht. Oft sieht man es Leuten gar nicht an, wenn sie gerade eine Panikattacke haben. Von außen können sie still und ruhig wirken, während in ihnen ein Sturm der Angst tobt. Kurz gesagt: wir können nie mit Sicherheit sagen, was andere gerade fühlen. Deshalb ist es wichtig miteinander zu sprechen. Zeige deinen Freunden, dass sie sich dir anvertrauen und mit dir über solche Probleme sprechen können.

Teufelskreis der Angst

Viele Leute, die unter Panikattacken leiden entwickeln Strategien, die hilfreich scheinen, aber in echt alles nur schlimmer machen. Die Panik wird so noch verstärkt und sie kommen in einen Teufelskreis. Hier sind die häufigsten Fehler beim Umgang mit Panikattacken.

Bildschirmanzeige eines Herzschlags.
  • In den Körper hineinspüren

Natürlich ist es gut, den eigenen Körper bewusst wahrzunehmen und zu verstehen. Übermäßiges Kontrollverhalten (“Checking”) kann jedoch auch Nervosität und Panik auslösen. Es kann dabei nämlich zu Fehleinschätzungen kommen. Wenn du zum Beispiel auf deinen Herzschlag achtest, um zu checken, ob du bald eine Panikattacke kriegst, kann es sein, dass es dir so vorkommt, als würde dein Herz komisch oder zu schnell schlagen. Viele denken dann “Das muss eine Panikattacke sein” oder “Oh nein, jetzt passiert es schon wieder”. Diese Angst kann sich hochschaukeln und dann wirklich zu einer Panikattacke werden. Dabei kann es auch sein, dass dein Herz aus einem ganz anderen Grund schnell schlägt (zum Beispiel weil du gerade die Treppe zum Klassenraum hochgerannt bist). Oder dein Herz hat eigentlich ganz normal geschlagen, aber weil du dich darauf konzentriert hast kam es dir seltsam vor.

  • Vermeidungsverhalten

Wenn bestimmte Orte, Menschen oder Aktivitäten Deine Angst auslösen, erscheint es logisch, diese zu meiden. Doch genau hier liegt das Problem: Vermeidungsverhalten kann kurzfristig zwar Erleichterung verschaffen, langfristig jedoch verstärkt es die Angst. Indem Du Situationen aus dem Weg gehst, nimmst Du Dir die Chance zu erfahren, dass Du die Angst bewältigen kannst, und vermittelst Dir selbst unbewusst die Botschaft, dass diese Situationen tatsächlich gefährlich sind, auch wenn sie es nicht sind. Dies kann dazu führen, dass Dein Angstkreis immer größer wird und Du immer mehr Situationen vermeidest, was Dein Leben zunehmend einschränkt. Es ist wie ein Muskel, der schwächer wird, je weniger Du ihn benutzt – Deine Fähigkeit, mit Angst umzugehen, kann abnehmen, wenn Du ihr ständig aus dem Weg gehst. Deshalb ist es wichtig, sich der Angst zu stellen und Strategien zu entwickeln, um mit ihr umzugehen, anstatt sie zu meiden.

  • Sicherheitsverhalten

Sicherheitsverhalten, wie das ständige Bei-sich-Tragen beruhigender Objekte oder das ständige Überprüfen von Ausgängen in einem Raum, kann bei Panikattacken problematisch sein. Obwohl diese Verhaltensweisen kurzfristig beruhigend wirken können, verstärken sie langfristig die Angst. Sie senden die Botschaft, dass ohne diese Sicherheitsnetze die Situation nicht zu bewältigen wäre, was die Abhängigkeit von diesen Verhaltensweisen erhöht und das Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit zur Angstbewältigung untergräbt. Zudem verhindern sie, dass die betroffene Person lernt, dass die gefürchteten Katastrophen, tatsächlich unwahrscheinlich sind, und verstärken so den Glauben an die Notwendigkeit dieser Sicherheitsmaßnahmen. Dies kann zu einem eingeschränkten Lebensstil führen, in dem Entscheidungen mehr von Angstvermeidung als von tatsächlichen Wünschen oder Zielen geleitet werden.

Was kannst Du tun?

Wie kann ich mit Panikattacken umgehen? Wie kann ich Panikattacken loswerden? Im Grunde geht es darum, zu lernen, dass in bestimmten Situationen keine Gefahr besteht. Um das zu schaffen gibt es einige Tipps, die dir dabei helfen können:

  1. Atemübungen: Langsames, tiefes Atmen kann helfen, Deinen Herzschlag zu verlangsamen und Deine Angst zu reduzieren. Aber Achtung: auch das kann zu Sicherheitsverhalten werden! Es kann trotzdem dabei helfen sich zu entspannen und zu lernen, dass keine Gefahr besteht.
  2. Sprich mit jemandem: Ob es ein Freund, ein Familienmitglied oder ein Lehrer ist, das Teilen Deiner Gefühle kann eine große Erleichterung sein und Dir das Gefühl geben, nicht allein zu sein.
  3. Suche professionelle Hilfe: Wenn Panikattacken häufig auftreten und Dein tägliches Leben beeinträchtigen, kann es hilfreich sein, mit Schulpsycholog:innen oder Therapeut:innen zu sprechen.
  4. Affirmationen: Manchen hilft es, zu sich selbst zu sagen “Ich bin in Sicherheit” oder “Ich bin mutig” oder “Alles ist gut”.
  5. Es geht vorüber! Manchmal kann es sich anfühlen, als ob die Angst bis ins Unendliche steigt und nie wieder aufhört. Doch die Wissenschaft hat gezeigt, dass die meisten Panikattacken nur ca. 10 Minuten anhalten. Danach kommt dein Körper automatisch wieder in den Normalzustand.

Wie können Schulen helfen?

Mädchen mit geschlossenen Augen in rosa T-Shirt hält die Hände vor ihrem Mund zusammenlegt.

Schulen spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit Angstzuständen. Durch Psychoedukation lernen Schüler:innen und Lehrkräfte, wie die Psyche funktioniert und wie man mit Problemen umgehen kann. Schulen können auch Workshops anbieten und eine Umgebung schaffen, die psychische Gesundheit fördert und das Stigma rund um psychische Erkrankungen verringert. Unser Programm “Psychisch gesund durch die Krise” ist genau dafür gemacht. Dabei lernt ihr auf spielerische Art, wie ihr psychischen Belastungen begegnen könnt.

Du bist nicht allein

Es ist wichtig zu wissen, dass Panikattacken behandelbar sind und dass es viele Ressourcen gibt, die Dir helfen können. Du bist nicht allein auf diesem Weg, und es gibt Menschen, die verstehen, was Du durchmachst und die Dir helfen wollen. Denke daran, dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten, und dass das Suchen von Unterstützung ein Zeichen von Stärke ist, nicht von Schwäche.

Panikattacken in der Schule können beängstigend sein, aber mit den richtigen Strategien und Unterstützung kannst Du lernen, sie zu bewältigen und weiterhin erfolgreich in Deinem schulischen und persönlichen Leben zu sein. Erinnere Dich daran, dass Deine psychische Gesundheit genauso wichtig ist wie Deine physische Gesundheit, und zögere nicht, die Unterstützung zu suchen, die Du benötigst.